STEPHAN THIEL

DIE FRAU VON JULES UND JIM

nach H.-P. Rochè und F. Truffaut

mit TILLA KRATOCHWIL

 

 

 

 

Premiere 21. FEBRUAR 2008

Theater unterm Dach Berlin

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Abendzeitung Nürnberg

LIEBHABER WIE SCHUHE WECHSELN

So respektlos muß man sein, wenn man sich einem Klassiker nähert, ohne ihn kopieren zu wollen: In "Die Frau von Jules und Jim" nach Truffauts "Nouvelle Vague"-Film erzählt eine Berliner Göre mit Hollywood-Ambitionen die deutsch-französische Dreiecksgeschichte. Während sie mißmutig darauf wartet, daß die Interessenten ihrer Wohnung mit der Besichtigung fertig werden, denkt sie über ein zeitgemäßes Remake des Films nach – mit viel mehr Action.
Tilla Kratochwil schlenzt dabei nicht nur herrlich genervt die tagträumende Vermieterin hin, sondern schlüpft übergangslos in die Rolle der Helen/Catherine, pariert Heiratsanträge, wirft mit Blumen um sich und wechselt die Liebhaber wie die Schuhe. Die warten im Regal – neben der Tür (die sich nie öffnet), einem Gurkenglas und einem Mini-keyboard die einzigen Requisiten in Stephan Thiels Inszenierung. Mehr braucht es nicht für Kratochwils grandiose Einfrau-Show, die im Schnelldurchlauf von der Heirat mit Jules, dem Krieg, der Affäre mit Jim und dem tödlichen Finale erzählt – weit handfester, auch komischer als das Film-Original.

Berliner Morgenpost

Packendes Solo für "Die Frau von Jules und Jim"

1962 von Truffaut verfilmt, erlangte die radikale Ménage à trois "Jules und Jim" Weltruhm. Der Schlüsselroman von Henri-Pierre Roché basiert auf seiner Freundschaft zu dem deutschen Schriftsteller Franz Hessel und dessen Frau Helen Grund. Frei nach den Motiven der beiden Werke haben die Schauspielerin Tilla Kratochwil und Regisseur Stephan Thiel nun einen Soloabend entwickelt: "Die Frau von Jules und Jim". Es ist eine großartige, fulminant gespielte Inszenierung im Theater unterm Dach.
Rasant wechselt Tilla Kratochwil dabei zwischen den Zeiten und Identitäten. Mit rudernden Armen, singend und tanzend erzählt sie von Helen/Catherine, die sich erst für Jules, dann für Jim entscheidet. Den tragisch miteinander verwobenen Schicksalen gewinnt sie unglaublich viel Witz ab. Im Gegensatz zum bildbesessenen Jetzt-Girl, begnügen sich die historische und die Filmfigur dabei nicht mit oberflächlichen Betrachtungen aus zweiter Hand, sondern stürzen sich mit aller Konsequenz in emotionale Turbulenzen.
Mit ungeheurem Körpereinsatz und perfektem Gespür für Situationskomik legt Tilla Kratochwil auch die tiefer liegenden Schichten dreier komplizierte Seelen frei und entwirft ein lebendiges Zeitpanorama. Eine rundum stimmige, leichtfüßige Geschichte über eine ungewöhnliche Liebe und das hochklassige Porträt einer ebensolchen Frau.

Berliner Tagesspiegel

HUNDE SCHWIMMEN

Ein unvermittelter Sprung in die nächtliche Seine, und die beiden schwatzhaften Männer, nennen wir sie Jules und Jim, sind endlich still. Die schöne junge Frau schwimmt in einer hinreißenden Pantomime Hund. Sie lässt sich Zeit: Rettung brauchen immer die anderen. „Wenn man mich lieben will, dann muss man auf jede andere Beschäftigung verzichten“, wird sie später sagen. Da ist der schöne, abgründige Tanz um Liebe und Freiheit der Cathérine alias Helen fast vorbei. 90 köstliche Minuten umkreist Tilla Krachtowil in Die Frau von Jules und Jim im Theater unterm Dach die berühmte Ménage à trois mit Leichtigkeit und zärtlicher Ironie. Auf mehreren Zeit- und Identitätsebenen stellen Krachtowil und Regisseur Stephan Thiel die Frage nach dem besseren Leben im Film und der Begrenztheit aller realen Existenz.

Mit flotter Spielleidenschaft und komödiantischem Ernst begibt sich Krachtowil auf die Suche nach – nicht der Wahrheit, sondern des Authentischen in der Fiktion. Wo hört das eine auf und fängt das andere an? Der Abend gibt keine Antwort, zum Glück. Nur ein letztes Versprechen: „Und jetzt bringe ich euch schwimmen bei.“