von Martin Heckmanns
mit: Hannah von Peinen, Christoph Schüchner und Silvio Hildebrandt
Bühne: Sabine Schmidt
Premiere am 20. NOVEMBER 2014 im Theater unterm Dach Berlin
Die Liebe als Film: In „Das wundervolle Zwischending“ will ein Künstlerpaar die eigene Geschichte erzählen. Dabei geht es auf eine Achterbahn der Gefühle – für die Schauspieler wie auch fürs Publikum.
Das Publikum strömt in die Haalhalle und sucht sich seine Plätze. Auf der spärlich ausgestatteten ebenerdigen Bühne liegen derweil ein Mann und eine Frau unter einer Decke und stellen sich schlafend. Das Licht geht aus und die beiden Protagonisten von „Das wundervolle Zwischending“ von Martin Heckmanns in einer Produktion des Berliner „Theater unterm Dach“ erheben sich. Zu Klängen eines New Wave-Songs spielt Hannah von Peinen als Anna Luftgitarre, während sich Christoph Schüchner als Johann das Mikro nimmt und singt.
Nein, das ist keine Musikperformance. In „Das wundervolle Zwischending“ geht es um die Liebe: Anna und Johann sind ein Künstlerpaar, das seit sieben Jahren zusammen ist. Um ihre Liebe zu retten, wollen sie einen Film über sich drehen. Das erschließt sich dem Zuschauer leider erst nach und nach. Die beiden wollen ihre Jahre erzählen, natürlich in einem künstlerischem Duktus. Das Publikum erlebt das Kennenlernen, so wie sich beide dran erinnern – leider unterschiedlich -, und begleitet das Paar durch unterschiedliche Stationen ihrer Beziehung. Leichte Kost ist das nicht. Es wird philosophiert und es fallen Sätze, die wohl jeder, der eine Beziehung führt, so ähnlich schon mal gehört haben wird.
Teils ironisch, teils schwermütig hangeln sich die Schauspieler durch ein Gefühlschaos. Dieses zu entwirren fällt nicht leicht, das ist Anna und Johann anzumerken. Es wird leise gesprochen, dann wieder gebrüllt. Manche Dinge werden dem Partner eiskalt um die Ohren gehauen. Stimmungen wechseln blitzschnell.
Ergänzt wird das Paar durch den „Mann vom Amt“ (Silvio Hildebrandt). Denn Anna und Johann beziehen Hartz IV und leben in einer Sozialwohnung. Warum diese Figur eingebaut wird, bleibt wohl das Geheimnis des Verfassers. Denn einen wirklichen Bezug zur Beziehung des Künstlerpaars erschließt sich nicht. Am Ende schaffte er es sogar in Annes Bett, warum? Trotz allem, als Kontrapunkt zwischen den einzelnen Teilen des Stücks – als Tag 1 bis Tag 7 getrennt – lockert er den Ablauf der Inszenierung auf.
Anna und Johann lieben sich und sie hassen sich. Irgendwann steht Anna mit ihren Sachen da und will gehen. Johann fragt: „War es das jetzt?“ Es folgt ein letzter Kuss vor der imaginären Kamera. Das Ende des Films? Kann sein, denn danach stehen beide nebeneinander und eine letzte Frage wird gestellt: „Und was machen wir jetzt?“
Das kleine Ensemble hat ein rasantes Stück nach Hall gebracht, dass viele Fragen stellt. Fragen, die sich alle Liebenden stellen. Wie steht es um uns? Was ist über die Jahre passiert? Darauf gibt es keine einfachen Antworten. Denn: Die Liebe ist ein Auf und Ab der Gefühle.
Das Publikum belohnt das glänzend aufspielende Trio mit langem Applaus und mehreren Abgängen.
Haller Tagblatt, 17.01. 2015, Norbert Acker