KING KONG

Stückentwicklung

mit: FRIEDERIKE SCHUBERT und DAVID PROSENC

Bühne: CHRISTOPH VON BÜREN

Dramaturgie: SASCHA LÖSCHNER

Premiere am 27. Mai 2010 im Theater der Altmark Stendal

Fotos: Randolph Götze

Therapie für ungleiches Paar

Volksstimme

Natürlich Man stelle sich vor: King Kong und die weiße Frau sind ein Paar. Happy End statt Abschuss vom Wolkenkratzer. Jetzt herrscht Beziehungskrise und die beiden wählen eine spezielle Therapie.
Regisseur Stephan Thiel hat gemeinsam mit den Schauspielern Rike Schubert und David
Prosenc ein originelles „Puppenspiel für Erwachsene“ entwickelt.
Zigmal wurde die abstruse Liebesgeschichte zwischen Monster-Gorilla und Blondchen auf die
Kinoleinwand gebracht, darunter auch Ulk-Versionen. Der Originalfilm von 1933 ist ein Klassiker
mit für damalige Möglichkeiten fantastischen Spezialeffekten. Im Stendaler Stück wollen Affe und
Frau ihre Krise überwinden, indem sie sich ihrer abenteuerlichen Geschichte erinnern. Unter dem Motto „Mach’ mir den King Kong!“ liefern Rike Schubert und David Prosenc Kino im Theater. Sie spielen den Film, lassen die Filmutopie mit Mitteln des Theaters aufleben.
Auf der Bühne zündet ein Feuerwerk an Ideen. Eben noch schubbelt sich der Schauspieler in
Affenmanier „den Pelz“, um im nächsten Moment mit dem Gebrüll des „goldenen Löwen“ vom
Metro-Goldwyn-Mayer-Hollywood-Studio den Beginn des Films einzuläuten. Hinter einem
Vorhang verschafft das Spiel mit Licht und Schatten Filmflimmer-Illusion. Immer wieder kommt
das Spiel vor den Vorhang zurück. Das Publikum kommt kaum zu Atem, eine „Filmeinstellung“
jagt die nächste.
Neben den beiden Menschen kommen diverse Utensilien zum Spiel-Einsatz. Dass eine Barbie
zuweilen den Part der Frau übernimmt, ist noch naheliegend. Doch wenn Korkenzieher und
Damenschuh zwei Herren geben, ist das ungewöhnlich. Eine Kurbel an einer altertümlichen
Kaffeemaschine geht hinter dem Vorhang ohne weiteres als drehende Kamera durch.
Es gelingt Schubert und Prosenc, Schauspiel und Puppenspiel wunderbar zu verknüpfen.
Blitzschnell wechseln sie Spielart und Tempi.

Ein Höhepunkt ihres Puppenspiels im „King Kong“ ist der Tanz des Häuptlings Kawumba (dargestellt durch einen himmelblauen Staubwedel). Der Song dazu „Gib mir Bass,
Bass“ setzt dem Auftritt die Krone auf. Einfach herrlich komisch!
Auch mit ihrem Schauspiel weiß das Duo auf der Bühne zu überzeugen. So amüsiert etwa
Schuberts übertrieben-theatralisch vorgetragener Schattenspiel-Monolog „Ich war jung und
brauchte das Geld“. Prosenc lässt trotz schweißtreibender Affenmaske den nachdenklichen King
Kong erkennen. („Ich wollte zurück. Da wo meine Höhle war, da stehen jetzt Ferienhäuser.“) Wie
auch der Film bereits zu seiner Zeit Mehrdeutigkeiten zuließ, so enthält der witzige Stendaler Text
Anspielungen etwa auf „die Krise, die fiese“ oder auf die Ölpest („böse, böse Menschen“).
Zu guter Letzt: Zu einer Liebesgeschichte gehört Sex. Neckische Idee, den Affen in einer Szene
zum plüschigen Puppen-Äffchen Monchichi zu verkleinern und entschlossen zu Werke gehen zu
lassen. Die „schönste Liebesszene der Welt“ (Affe entblättert Frau) wird ein wenig frivol weiter
getrieben.
Dieser Stendaler „King Kong“ ist ungewöhnlich, überraschend, verblüffend. Es macht Spaß, dem
Geschehen auf der Bühne zu folgen. Wenn auch die Grenze zum Klamauk nicht fern ist, bleibt das
Fazit: Amüsanter als der King Kong im Kino!